Am frühen Morgen des 6. April 2009 bebte die Erde in den Abruzzen. Das Epizentrum lag bei Onna, einem Ort nicht weit entfernt der Hauptstadt der Abruzzen L'Aquila. Die Stärke des Erdbebens wurde mit 5,8 auf der Richterskala angegeben. Vielleicht erinnert sich der ein oder andere tatsächlich an dieses Beben, welches die Mitte Italiens erschütterte.
Bei der Planung unserer Italien-Tour für das Jahr 2019 wollte ich unbedingt auch in die Abruzzen, da ich hörte, dort sei es landschaftlich besonders schön und auch den Streifen an der Küsten kannte ich noch nicht. Wie immer - wenn eine Reiseplanung steht - besorge ich mir entsprechende Literatur. Nein, keine Reiseführer. Ich lese bevorzugt Kriminalromane, welche in der zu bereisenden Region spielen. Beim Stöbern wurde ich auf ein Buch aufmerksam, welches kein erfundener Krimi war, sondern ein Fact-Fiction-Roman. Diese Art der Erzählung beruht auf wahren Fakten. Die Autorin, Sara More, veröffentlichte im Jahr 2017 - also 8 Jahre nach dem Erdbeben - ihr zweites Buch über die Kathastrophe "Zona Rossa - Gefahr für L'Aquila" (Link zu Amazon).
ein noch immer abgesperrtes Gebäude in L'Aquila, am Bauzaun Bilder der Erinnerung |
10 Jahre nach dem verheerenden Erdbeben, bei dem über 300 Menschen ihr Leben verloren und über 65.000 Menschen keine Bleibe mehr hatten, besuchte ich beide Orte.
Nun sollte man denken, dass 10 Jahre nach einem Erdbeben alles in neuem Glanze erstrahlt und der Wiederaufbau sich dem Ende neigt. So nicht in Italien! 10 Jahre nach dem Beben war die Zerstörung noch immer zu sehen und der Wiederaufbau hat gerade erst begonnen. Zu den detaillierten Hintergründen lest einfach das Buch. Da kam wohl Geld nicht dort an, wo es hin sollte.
Noch heute gibt es in Onna, wo 42 Menschen ihr Leben verloren, eine "Zona Rossa" - eine Zone, wo die Erdbebenschäden noch so groß sind, dass sie nicht betreten werden darf. Der Ort hat übrigens für uns Deutsche noch eine dunkle Geschichte: 1944 erschoss die Wehrmacht hier 17 Zivilisten.
Zona Rossa in Onna |
Onna - 10 Jahre nach dem Erdbeben |
Unzählige Häuser in L'Aquila (und auch an anderen Orten in den Abruzzen) werden noch heute von Stahlträgern zusammengehalten und warten auf Wiederherstellung.
L'Aquila |
Aber warum gab so unendlich große Schäden? Auch dazu gibt das Buch Auskunft: Es wurde wohl nicht überall normgerecht gebaut. Sogar davon, dass Beton gestreckt wurde, ist die Rede. Viel Pfusch und wohl auch Korruption führten letztlich dazu, dass unzählige Bauwerke Menschen unter sich begruben - das hätte lt. der Schilderungen vermieden werden können. Entsprechend groß war die Wut der Menschen. Auch, weil es wohl einen Seismologen gab, die dieses Drama hat kommen sehen - er aber nicht reden durfte.
die meisten Häuser werden von Stahl zusammengehalten |
In Onna gibt es eine kleine Gedenkstätte für die Opfer des Erdbebens. Die Straße, in der eine neu gebaute Siedlung steht, damit die Menschen wieder ein Dach über dem Kopf haben, heisst "via Vittime del 6 Aprile".
Denkmal der Opfer des 6. April 2009 in Onna |
Auch in L'Aquila wird man alle paar Meter an das Geschehene erinnert - kaum ein Straßenzug ohne sichtbare Schäden. Überall riecht es nach frischem Beton und über der Stadt sieht man die Arme der Baukräne.
L'Aquila 2019 |
Die Stadt an sich ist sehr sehenswert, auch wenn noch nicht wieder in vollem Glanze. Besonderes Highlight ist der 502 m lange Fußgängertunnel vom Busbahnhof zur Altstadt hinauf, in dem es auch Rollbandabschnitte gibt.
Ich werde mit Sicherheit irgendwann noch einmal diese Orte besuchen und hoffen, dass bis dahin das Geld an den richtigen Stellen angekommen ist, die Menschen ihre wirklich schöne Stadt hergerichtet haben und zwischenzeitlich nicht erneut die Erde bebt.
Parken L'Aquila: am besten am Busbahnhof (Google Maps Link) und von dort zu Fuß durch den Tunnel Richtung Altstadt
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