Die Stadt Zwenkau liegt im Südraum von Leipzig im Neuseenland. Mitten in
einem Wohngebiet der Stadt verbirgt sich ein wahrer Schatz: Das
Haus Rabe. Aber was hat es damit auf sich? Warum ist es so
besonders?
Das Haus Rabe hat gleich mehrere Besonderheiten aufzuweisen. Zum Einen ist
es im Stile des Bauhaus errichtet. Zum Anderen ist es überwiegend in einem
originalen Zustand. Und obendrein beinhaltet es nicht nur die ebenfalls
originalen Möbel der damaligen Zeit, sondern auch die Kunstwerke sind noch
an ihrem ursprünglichen Platz.
Architekt Adolf Rading und Künstler Oskar Schlemmer schufen hier ein
Gesamtkunstwerk.
Der Bauhausstil zeichnet sich durch einfache und symmetrische Formen
aus. Er vermischt auf besondere Weise die Gebiete der Architektur mit Kunst
unter Einbeziehung von Technik und weist auf den ersten Blick eine gewisse
industrielle Kühle auf. Das Design ist zeitlos und klar, die Farben kräftig
und dominant.
Nun kennt man oft im Zusammenhang mit Bauhaus Städte wie Dessau oder
Weimar. Dass sich ein Haus dieser Gattung auch in Zwenkau befindet, ist da
eher unbekannt. Aber das Gebäude im Neussenland ist nicht nur sehenswert,
sondern erzählt auch eine interessante Geschichte. Und nicht nur die Geschichte von Entstehung, Erhaltung und Kunst ist mit
Aha-Effekten versehen. Auch die Geschichten der Menschen, welche hier
lebten, welches es verteidigten und welche es erhielten sind spannend.
Über 90 Jahre alt ist das Haus Rabe in Zwenkau nun. Und in diesen vielen
Jahren hat das Gebäude gute und auch schlechte Zeiten überstanden. Heute ist
es in den Händen der Kulturstiftung Landkreis Leipzig bestens aufgehoben,
kann besucht werden und erzählt seine spannende Vergangenheit. Neben den
Führungen werden auch Veranstaltungen angeboten.
Ich war am Frauentag zur Veranstaltung "Die verdammte Küche" im Haus
Rabe. Hierbei ging es um die Geschichte der "Frankfurter Küche",
welche von Margarete Schütte-Lihotzky geschaffen wurde, um den Frauen die
Hausarbeit zu erleichtern. Gezeigt wurde auch ein Film von 1929, in dem in Bezug auf die Tätigkeiten
der Frauen im Haushalt tatsächlich das Wort Arbeit bereits Verwendung fand.
Es war ein spannender Vortrag und die Methoden, mit denen Margarete Schütte-Lihotzky die Arbeitsabläufe zwischen Herd und Spüle
optimierte und die Wege verkürzte waren für die damalige Zeit schon
außerordentlich. Auf 7,5 Quadratmetern wurde alles untergebracht, was Frau für die
Hausarbeit benötigte - inklusive klappbarem Bügelbrett an der Wand. Und
wusstet ihr, dass die ersten Frankfurter Küchen in der Farbe ultramarinblau
lackiert waren, weil man herausgefunden hatte, dass sich auf dieser Farbe
nicht so gern die Fliegen niederlassen? Etwa 12.000 Exemplare der
Frankfurter Küche wurden hergestellt und im Römerviertel in Frankfurt am
Main verbaut. Leider hat sich die Frankfurter Küche in ihrer kompakten Form
nicht durchgesetzt, aber immerhin war sie der Ursprung der heutigen
Einbauküche. Für die Erschafferin Margarete Schütte-Lihotzky war die Frankfurter Küche letztlich mehr Fluch
als Segen, denn sie wurde in ihrem weiteren Architektinnen-Dasein stets auf
diese Küche reduziert - daher auch der Titel der Veranstaltung. Mir war ja bislang überhaupt nicht bekannt, dass es da eine Frau gab, die
sich auf so wissenschaftlicher Basis Gedanken zur Hausarbeit machte. Wer
mehr darüber erfahren möchte, der sollte sich mit dem Schaffen und Wirken
von Margarete Schütte-Lihotzky mal auseinandersetzen - eine wirklich tolle
Frau!
Beim Besuch einer Führung im Haus Rabe erfahrt ihr viel über die
Arbeit des Architekten Adolf Rading und des Künstlers Oskar Schlemmer,
aber auch über die Menschen die hier wohnten und wie es gelingen konnte,
dass 90 Jahre später immer noch originale Möbel an ihrem Platz stehen und
die Kunstwerke ebenfalls noch im Original da sind.
Wie lebte es sich damals in einem doch ungewöhnlichen Haus mit
Arztpraxis im Erdgeschoss? Warum hat es den Krieg überstanden? Welches
Verhältnis hatten und haben die Zwenkauer zu diesem Gebäude? Schaut
vorbei, hört zu und fragt nach! Das Haus Rabe ist mehr als nur ein
Besichtigungsobjekt, es ist Geschichte & Geschichten!
Schaut vor einem Besuch auf die Website (Link unten). Dort erfahrt
ihr neben den aktuellen Öffnungszeiten auch, wann die nächste
Veranstaltung stattfindet und könnt euer Eintrittsticket buchen.
Übrigens trägt man im Haus Rabe Hausschuhe. Diese erhaltet ihr zu Beginn des Besuches und man kann auch ein
paar dort käuflich erwerben.
Standort: GoogleMaps
Parken: direkt in der Straße - kostenfrei
Eintritt: derzeit 11 Euro pro Erwachsenem, Veranstaltungen
abweichend
Website Haus Rabe:
LINK
Website zu Margarete Schütte-Lihotzky:
LINK
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