Es Foguero PALACE
war einst ein großer Revue-Palast. Doch leider sind die guten Zeiten,
in denen hier die Eintrittskarten begehrt und die Vorstellungen exzellent
waren, schon längst vorbei. Geblieben ist eine Ruine, die glamouröse Zeiten
erahnen lässt.
(Update: 23.02.2023 - siehe unten).
Bereits vor Jahren fiel mir dieses Objekt im Vorbeifahren auf einer
Landstraße außerhalb der Ortschaft ins Auge. Man sah von der Straße aus,
dass es ein riesiges Gebäude ist, welches schon bessere Zeiten erlebt hatte.
Allerdings war ich nicht sicher, ob es tatsächlich leer ist oder ob es noch
für irgendwas genutzt wird. Irgendwann fiel es mir wieder ein und ich hab
angefangen zu recherchieren.
Bei der Recherche stieß ich auf die interessante aber letztlich auch traurige
Geschichte des Bauwerks: Am 8. August 1989 wurde das riesige Revue-Theater,
welches etwa 2000 Gästen Platz bot, eröffnet. Zur Eröffnung war kein
geringerer als Julio Iglesias der Stargast des Abends. Es wurde diniert und
die Eintrittskarten waren nicht ganz preiswert.
Ein Geschäftsmann namens José Casas, welcher bereits ein ähnliches Objekt
am anderen Ende der Insel betrieb, hatte hier sein zweites Revue-Theater
eröffnet. Das Es Foguero PALACE verfügte über eine dreh-, schwenk- und
kippbare Bühne. Er war vollgestopft mit modernster Veranstaltungstechnik.
Die Küche war exzellent und die Künstler, welche hier auftreten durften,
waren erlesen und begehrt. Auch sollte es eine Bühne für die spanische
Hofreitkunst bieten. Hier spielte sich also nicht der Billig-Tourismus der
Insel ab, sondern es wurde Mallorca mit Stil und Rang präsentiert.
Der riesige Innenbereich ähnelt einem Amphitheater. Im Halbrund waren die
Plätze angeordnet und es gab auch Emporen. Man hatte praktisch von überall
aus einen perfekten Blick auf die riesige Bühne. Im Randbereich gab es
Treppenaufgänge, im Untergeschoss waren die Garderoben sowie Keller- und
Technikräume.
Auch Architektonisch macht das Gebäude von außen schon was her. Von der
einen Seite hoch in den Himmel ragend und viereckig, von der anderen Seite
halbrund mit den Wasserbecken davor. Man kann sich auch heute noch gut
vorstellen, welchen Glanz das Gebäude mal ausstrahlte. Auch die Größe der
Außenflächen ist beeindruckend - Parkplätze für Pkw und Busse muss es wohl
reichlich gegeben haben.
So beeindruckend Architektur, Konzept und Programm auch waren, so kurzlebig
war das Ganze dann auch. Nach nur zwei Jahren musste man feststellen, dass
es eben nicht läuft und die Gäste ausblieben. Vielleicht war es doch nicht
der optimale Ort oder es sprach das falsche Publikum an? Man unternahm noch
einen Versuch, das Theater als eine Discothek zu betreiben. Doch im Jahr
1992 scheitere auch dieser Versuch und man gab das Gebäude auf. Heute ist im
Gebäude außer dem Beton nichts mehr drin. Angeblich durften die Anwohner
sich 1992 bedienen und rausholen was zu gebrauchen war.
Alle weiteren
Nutzungskonzepte wie Veranstaltungsgelände oder Umsteigebahnhof wurden stets
wieder verworfen. Und so steht heute - 30 Jahre nachdem die Lichter
ausgingen - eine Ruine mitten in der Landschaft, wo sie so gar nicht
hinpasst und wohl auch damals schon nicht hinpasste.
Wie ich gelesen habe, leben in dem Gebäude wohl ab und an auch Obdachlose.
Als ich dort war, bin ich zum Glück niemandem begegnet. Ich hatte ohnehin
ein mulmiges Gefühl. Dummerweise hatte ich eben vorher zu dem Objekt
recherchiert und da ist mir auch eine tragische Geschichte begegnet.
Im Jahr 2010 gab es im Untergeschoss wohl einen Mord unter Obdachlosen. Ein
Obdachloser wurde von seiner Ex-Freundin erschlagen. Das ist auch der Grund,
weshalb ich die Katakomben nicht betreten habe. Ich fands schlicht zu
gruselig und irgendwie auch pietätlos. Es soll aber auch Menschen geben, die
genau deshalb an diesen Ort gehen. Sie meinen, der Geist des Ermordeten wäre
immer noch im Gebäude unterwegs. Mag sein. Ich war jedoch froh, gar
niemandem - egal ob Geist oder Fleisch - begegnet zu sein.
Die künstlerische Ausgestaltung mit den Graffitis kann sich übrigens an
einigen Stellen durchaus sehen lassen. Ich finde es ja stets toll, wenn
neben den üblichen Schmierereien auch mal was Gelungenes zu sehen ist.
Ich hab im Es Foguero PALACE natürlich auch einen BlogStone by hugolienchen
hinterlassen - den "Zwerg" mit der #7. Bin gespannt, ob der jemals gefunden
wird oder ob er einfach untergeht in dem riesigen Gebäude und einfach als
bemalter Stein dort liegt, ohne dass ihn jemand wahrnimmt.
Der zwischenzeitlich 74jährige Casas hat vor wenigen Jahren nun auch sein
zweites Revue-Theater geschlossen und sich komplett aus dem öffentlichen
Leben der Insel zurückgezogen. Ob da nun am anderen Ende der Insel noch so
ein toller Lost Place entsteht oder ob es eine Nachnutzung gibt, kann ich
nicht sagen. Manchmal muss ja auch erst etwas Zeit vergehen.
Und hier noch ein paar Bilder zum Zurücklehnen und Anschauen...
Update 23.02.2023:
Das Palace scheint seit Kurzem gesichert zu sein. War die Zufahrt aufs Gelände bisher mit Betonteilen blockiert, so ist nun auch der Durchgang für Fußgänger mittels eines aufgeschütteten Walls versperrt. Zusätzlich steht ein Schild, dass das Gelände PRIVAT ist und BETRETEN VERBOTEN. Ich bin deshalb auch nicht nochmal rein. Keine Ahnung, ob es den Besitzer gewechselt hat.
Juhu, Lost Places finde ich ja ganz spannend, besonders mit Blick auf die Vergangenheit. Aber ich finde es super traurig, dass das Gebäude gerade mal 3 Jahre genutzt wurde und seitdem vor sich hin rottet. Was für eine Verschwendung von Ressourcen. Aber ich finde es erfreulich, dass es zumindest hier und da ein paar ansprechende Graffitis gibt. Und ganz ehrlich, in die Katakomben hätte mich auch nichts gezogen.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Mo
Lost Places finde ich immer richtig spannend! Ich selbst war noch nie auf Mallorca, aber wusste bis eben auch nicht, dass es dort mal einen Revuepalast gab! Schade, dass er nun dem Verfall überlassen wird, aber die Graffiti finde ich zum Teil richtig cool!
AntwortenLöschenLiebe grüße
Jana