10. April 2022

Schandfleck am Gedenkort - Lost Place Aseol Rehmsdorf


Im Ortsteil Rehmsdorf der Gemeinde Elsteraue in Sachsen-Anhalt steht der letzte Rest der chemischen Fabrik Aseol und verfällt immer mehr. Es handelt sich um das ehemalige Verwaltungsgebäude. Die auch Deutsche Aseol genannte Fabrik stellte Schmierstoffe und Chemikalien her. Auf dem Gelände von Aseol in Rehmsdorf entstand 1944 das Außenlager Wille des KZ Buchenwald.

Heute nun ist das ehemalige Verwaltungsgebäude der Deutsche Aseol-Gesellschaft in Rehmsdorf eine Ruine. Und das schon seit mehreren Jahrzehnten.


Zur Firma Aseol von damals findet man im Netz relativ wenig. In der Combined Arms Research Library findet sich ein Eintrag von März 1945.



In der Sächsischen Volkszeitung vom 20.07.1932 ist die Rede davon, dass die Fabrik nach 40 Jahren stillgelegt wurde. Allerdings fehlen hier konkretere Hintergründe, ob es sich tatsächlich um das Areal in Rehmsdorf handelte oder um Zeitz, wo die Firma ihren Hauptsitz hatte.  Das Amtsgericht Zeitz veröffentlichte im Jahr 1933 den Wechsel der Geschäftsführer. Herr Herrmann legte sein Amt nieder und die Gesellschafterversammlung berief Herrn Naprawnik in Rehmsdorf zum Nachfolger. Gefunden habe ich auch noch ein Dokument, wonach die Reichswerke AG "Hermann Göring" Braunkohlenwerk Phönix Mumsdorf Leegutfässer im Jahr 1942 an die Aseol nach Rehmsdorf schickte. Wer hier mehr Hintergründe kennt, wie lange Aseol in Rehmsdorf aktiv war, bitte in die Kommentare posten.



Fakt ist jedoch, dass auf dem Gelände der Aseol Rehmsdorf im Juni 1944 das Außenlager Wille des KZ Buchenwald entstand. Bis April 1945 existierte es dort. Tausende Häftlinge mussten die Kriegsschäden in der nahegelegenen BRABAG (Braunkohle Benzin AG) beseitigen. Zum Außenlager Wille gehörten zwei weitere Standorte. Zum einen waren Häftlinge im Gasthof Gleina untergebracht und zum anderen in einem Zeltlager im benachbarten Tröglitz. Das Lager in Rehmsdorf dürfte von den dreien der größte Standort gewesen sein. Mittlerweile gibt es hier eine Gedenkstätte. Weitere Infos zur Gedenkstätte findet ihr auf dieser Website.

Allerdings hält man es in Rehmsdorf nicht für nötig, die Ruine des ehemaligen Verwaltungsgebäudes der Aseol entweder zu sanieren oder zu beseitigen. Man lässt diesen Schandfleck in unmittelbarer Nähe zur KZ-Gedenkstätte vor sich hin verfallen.

Nun gab es jüngst einen Protest der Anwohner. Auf den Stahltafeln, mit denen die Fenster im Erdgeschoss der Ruine verschlossen wurden, forderte man den Bürgermeister der Gemeinde Elsteraue Andreas Buchheim auf, endlich tätig zu werden. Ein Bericht in der Mitteldeutschen Zeitung folgte. Das wars dann wohl aber auch schon wieder. Denn die Schriften auf den Stahlplatten sind verschwunden.

Zu lesen war hier bis vor Kurzem: "Herr Buchheim... schämen Sie sich nicht, vor den ehemaligen Häftlingen des Außenlagers?". Auf einer anderen: "Besucher aus aller Welt sehen seit 20 Jahren diesen Verfall und Dreck...". Und "Wir Anwohner haben die Nase gestrichen voll!!! Beseitigen Sie endlich diesen Schandfleck" stand auf einer der Tafeln.

Diese Bilder hat mir die Initiatorin der Aktion zur Verfügung gestellt.
Bildrechte: M. Kriegel

Initiatorin dieser Aktion war eine Anwohnerin. Auf Nachfrage erfuhr ich dann, dass die Schriften von Ordnungsamt und Polizei zur Gefahrenabwehr beseitigt wurden. Schon daran merkt man, dass hier in Rehmsdorf wohl was schief läuft. Denn betrachtet man das Gelände genauer, so gehen hier ganz andere Gefahren von der Ruine aus. Das Areal ist nicht gesichert, es gibt keine Schilder mit Hinweis auf Gefahren oder Betretungsverbote, die Türen stehen offen, im Gelände sollen Schadstoffe lagern. Bereits im Dezember 2013 wies Ortsbürgermeister Heilmann in der Gemeinderatssitzung darauf hin, dass auf dem Gelände der Firma Aseol in Rehmsdorf unbefugte Personen herumlaufen. Der Zaun sei kaputt und es bestehe Unfallgefahr. Dies solle dem Burgenlandkreis mitgeteilt werden. Nun ja. Wir schreiben mittlerweile das Jahr 2022. Neun Jahre später hat sich da immer noch nichts getan. Und so bleibt die Ruine vermutlich weiterhin in unmittelbarer Nähe zur Gedenkstätte stehen.


Tagesspiegel KZ-Außenlager Wille: LINK

Mitteldeutsche Zeitung April 2022: LINK

Gemeinderatssitzung Dezember 2013: LINK

KZ-Gedenkstätte Rehmsdorf: GoogleMaps

Internet KZ-Gedenkstätte RehmsdorfLINK



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