3. April 2022

Saft- & Kraftlos - Lost Place Wasserkraftwerk Canitz


Im Leipziger Land an der Mulde befindet sich das ehemalige Wasserkraftwerk Canitz. Der Ort Canitz ist Teil des Ortes Thallwitz. Wandert man hier an der Mulde entlang, ist das gigantische alte Turbinenhaus des stillgelegten Wasserkraftwerkes weithin sichtbar.

Von 1924 bis etwa 1926 grub man parallel zur Mulde einen Kanal. Dieser Kanal wurde eigens für das Wasserkraftwerk angelegt. Er war fast 6 Kilometer lang und wies eine Wassertiefe von 4,50 Metern auf. Etwa 46 Jahre lang flossen hier pro Sekunde um die 50 Kubikmeter Wasser der Mulde auf die Turbinen, um Strom zu erzeugen. Es handelte sich um ein sogenanntes Laufkraftwerk. Im Jahre 1972 kam es dann auf Grund eines Dammbruches zur Stilllegung des Kanals und auch des Wasserkraftwerkes. Der Kanal wurde anschließend trockengelegt und teilweise verfüllt.



Es gab im Wasserkraftwerk insgesamt 3 Kaplanturbinen. An die 2 Megawattstunden Strom konnten damit erzeugt werden.

Doch wer glaubt, dieses Wasserkraftwerk wäre damals ein Segen zur Stromgewinnung gewesen, der könnte sich irren. Meine Recherchen ergaben, dass der Bau damals sehr kritisch gesehen wurde und für die umliegende Industrie Nachteile brachte. Durch den Kanalbau und die Ableitung des Wassers wurden die Durchflussmengen an Wasser im Wurzener Mühlgraben so reduziert, dass es hier zu Einschränkungen kam. Und so erhielten die damals ansässigen Firmen wie Papierfabrik, Wollwäscherei, Teppichfabrik und Filzfabrik ihr Brauchwasser nur och in festgelegten Mengen. Auch die Krietschwerke betrieben ihre Turbinen mit dem Wasser und der Freistaat Sachsen musste damals sogar eine Entschädigung an die Werke zahlen, weil die Wasserkraft reduziert war.

Der Wurzener Mühlgraben wurde durch den Bau und den Betrieb des Wasserkraftwerkes Canitz in seiner Ursprünglichkeit damals sehr verändert. Diese Veränderungen wirken bis heute nach, da Teile verfüllt wurden und der Wasserlauf beeinflusst ist.

Am alten Wasserkraftwerk Canitz findet man heute noch das alte Turbinenhaus vor. Die Turbinen selbst sind irgendwann ausgebaut worden. Durch die Tür kann man einen Blick in die große Halle des Turbinenhauses werfen. Außen herum gelangt man in den trocken gelegten Kanal und kann sich im unteren Teil anschauen, wo früher mal die Turbinen installiert waren.






Das Bauwerk gehört heute zu den Kulturdenkmalen im Freistaat Sachsen. Beim Landesamt für Denkmalpflege Sachsen ist es als "Zeugnis der Elektrifizierung des Leipziger Landes in den 12920er Jahren" und als "großer, kubischer Putzbau mit landschaftsgestaltender Wirkung, versorgungsgeschichtlich von Bedeutung" umschrieben. Es wird unter der Objektnummer 08972256 geführt.

Das ehemalige Wasserkraftwerk Canitz scheint aber nicht dem Freistaat Sachsen zu gehören. Man findet auf dem Gelände Schilder, die darauf deuten, dass es zur envia gehörig ist oder war. Man kann schlecht abschätzen, ob die Schilder noch aktuell sind oder ob sie einfach nicht abmontiert wurden.

Im Video gibt es noch ein paar weitere Fotos und bewegte Bilder zu sehen:





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