Eigentlich erwartet man ja an den Haltepunkten kleinerer Städte schon gar keinen richtigen Bahnhof mehr. Deshalb waren wir schon erstaunt, dass es hier tatsächlich noch ein Gebäude gibt, welches ein Bahnhof ist. Was wir nicht wussten, dass wir vermutlich so ziemlich zu den letzten Gästen des geöffneten Bahnhofsgebäudes gehören.
Aber erstmal zur Geburtsstunde des Bahnhofes Werdau an sich. Eingeweiht wurde er im Jahre 1845. Von da an hat man immer wieder aus- und umgebaut am Bahnhof. Ende 2013 fand im Bahnhofsgebäude in der Mitropa-Halle noch ein großes Fest zur Begrüßung der ersten S-Bahn Mitteldeutschland statt. Da hätte man denken können, nun sei der Bahnhof und sein historisches Bahnhofsgebäude in der Wichtigkeit gestiegen. Aber das Gegenteil schien der Fall zu sein. Nur ein Jahr später beschloss der Stadtrat, dass das historische Gebäude einem "modernen" Haltepunkt weichen soll.
Es wurde auch saniert am Gebäude - Türen, Fenster, Behinderten-WC, Ladenflächen und Gepäckaufbewahrung. Sogar in die Heizung wurde investiert. Bis zum Jahr zumindest 2000 schien man am alten Bahnhofsgebäude festzuhalten.
Auch fand im Jahr 2015 im Rahmen des Tages des offenen Denkmals eine Veranstaltung statt. Ein Jahr später hob man den Denkmalschutz für das Gebäude auf. Im gleichen Jahr gründet sich ein Bürgerverein Wir in Werdau Süd. Viele Bürger setzten sich für den Erhalt des Bahnhofsgebäudes ein. Das historische Kulturgut sollte erhalten bleiben. Aber alle Initiativen und auch ein Stadtentwicklungskonzept der FH Erfurt nützten nichts. Im Jahr 2020 wurde der Abriss verkündet.
Nun, im Jahr 2022, lud der Verein Wir in Werdau Süd zum Abschiedsfest und ich bin unwissend mitten hinein geraten. Es gab Speis und Trank, Menschen in DDR-Eisenbahnerklamotten und im Saal grad eine Lesung, die richtig gut besucht war.
Es war also schon was los am Bahnhof in Werdau. Im Gebäude auf einem Gang war eine Fotoausstellung. Sie zeigte zahlreiche Bahnhöfe, welche nicht abgerissen sondern saniert wurden. Tolle Gebäude, herausgeputzt und altehrwürdig.
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