Hätte ich nicht direkt daneben ein Hotel gebucht gehabt, wäre ich wohl niemals auf diesen verlassenen Ort gestoßen. Von der Straße aus gesehen bemerkt man nicht, dass sich hier ein Lost Place verbirgt. Das Gebäude wirkt von Weitem sehr intakt, auch der Schriftzug auf dem Dach ist noch vorhanden. Doch sobald man den Parkplatz befährt, wird man schon stutzig. Denn hier wächst Gras aus den Fugen und das ein oder andere Stück Schrott liegt herum. Beim zweiten Hinsehen stellt man dann tatsächlich fest, dass hier schon lange kein Essen mehr serviert wird. Eine der Zugangstreppen ist mit Efeu bewachsen, was schon wieder richtig toll aussieht. Rostige Stühle stehen an einigen Ecken und auch auf dem Parkplatz herum.
Das weckte natürlich meine Neugier. Und noch vorm Einchecken im Hotel musste ich das Gebäude erstmal äußerlich inspizieren. Zu meiner großen Freude stellte ich fest, dass eine der Eingangstüren völlig vom Glas befreit war. Auch konnte ich keinerlei Hinweisschilder ausmachen, die ein Betreten untersagen. Der erste Eindruck war, dass dieses ehemalige Restaurant noch in einem recht guten Zustand zu sein schien. Beim Hineinblicken sah man, dass es leer geräumt wurde, aber sowohl die großen Panoramafenster als auch die Türen innen waren noch nicht zerschlagen. Das kennt man ja sonst doch anders.
Ich hatte also eine weitere "Sehenswürdigkeit" auf dem Programm für meinen Aufenthalt in Apulien. Gleich beim Einchecken im Hotel nebenan erkundigte ich mich beiläufig nach dem geschlossenen Restaurant. Ich bekam nur die knappe Antwort, dass es "broken" sei und ob man für uns einen Tisch im über die Straße gelegenen Fischrestaurant reservieren solle. Ich hatte den Eindruck, man mochte über "den Schandfleck" in unmittelbarer Nachbarschaft nicht reden.
Gleich am nächsten Morgen nach dem Frühstück schnappte ich mir die GoPro und das Handy und machte mich auf den Weg, das Innere dieses Restaurants zu erkunden.
Ich war beeindruckt von der Größe des Speisesaals. Wirklich ein riesiges Objekt, wo hunderte Menschen speisen konnten. Auch die Küche war sehr groß.
Im Keller ebenfalls nochmal eine große Garderobe. Und im hinteren Teil noch einige Nebenräume, von denen man leider die Bestimmung nicht mehr erkennen konnte.
Das Gebäude war größtenteils intakt. Einige Dinge waren zerschlagen worden und auch die Decke an einer Stelle aufgerissen. Ansonsten einfach nur leer geräumt und fast alles abmontiert. In der Küche war noch der große Pizzaofen vorhanden und ein Telefon an der Wand im Keller war auch noch da. Der Boden war für einen Lost Place fast zu sauber und auch nur an wenigen Stellen zerstört. Auch die Sanitäranlagen waren bei weitem nicht so zertrümmert, wie man es sonst von den Lost Places kennt.
Auch im Inneren fast alle Glasscheiben noch intakt. An den Wänden gab es hier und da mal ein paar Schriftzüge. Graffiti wie ich sie von anderen Lost Places kenne, fand ich überhaupt nicht. Aber das scheint in Italien ohnehin nicht so verbreitet zu sein.
Es standen noch einige Pflanzen im Restaurant. Auch wenn es Ihnen an Licht nicht mangelte, so war wohl lange niemand mehr da, um sie zu gießen. Aber so ganz ohne Leben war der Lost Place dann doch nicht. Im hinteren Teil, wo reichlich Stühle und anderes Zeugs lagerten, flogen plötzlich jede Menge Vögel umher - das sorgte dann auch mal für einen kurzen Schreckmoment.
Ein paar Tage später fragte ich nochmals bei der Rezeption im Hotel nach, was es denn mit dem Gebäude auf sich hätte. Ich bekam dann zur Antwort, dass das Restaurant seit über 10 Jahren geschlossen sei. Es werde nun noch in diesem Jahr abgerissen und man nutze den Platz, um das Hotel zu erweitern. Mehr war leider nicht herauszufinden. Auch Recherchen im Netz brachten mir keine weiteren Erkenntnisse. Schade, hätte ich doch gern noch etwas mehr über die Geschichte des Hauses und die Gründe für die Schließung erfahren.
An einer Wand in einem der Hinterzimmer des Restaurants fand ich neben einem Wandbild einen Kalender. Wenn das der letzte Kalender war, der da aufgehangen wurde, dann war zur Saison 2011 Schluss mit Speisen mit Meerblick. Denn das Kalenderblatt zeigte Februar 2011.
An der Zufahrt zum Gelände gab es den Vermerk, dass das Areal wohl von der Firma CBRE verwaltet werde. Leider konnte ich auf deren Internetseiten rein gar nichts zu dem Objekt finden.
Kommt noch mit auf einen Video-Rundgang durch dieses sicherlich ehemals tolle Restaurant direkt an der Küste Apuliens.
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