Wer öfter mal auf Autobahnen unterwegs ist, kennt sicherlich auch die ein oder andere Raststätte - fast immer rund um die Uhr offen, immer was los, und niemals günstig. Umso erstaunter war ich, als ich eine Raststätte in Form eines Lost Places in Österreich vorfand und das hat mich neugierig gemacht.
Fast alle Raststätten haben ja eine Gemeinsamkeit: Sie sind teuer! Nicht nur dass für die Toilettenbenutzung zwischen 50 Cent und einem Euro fällig werden, auch das Essen und die Getränke bewegen sich preislich auf Fünf-Sterne-Niveau.
Bis vor Kurzem war ich der Meinung, dass so eine Autobahnraststätte eine Art Goldgrube in der Gastronomie sein muss. Denn welchem anderswo angesiedelten Gastronomen gelingt es sonst, fertig verpackte Ware zum fünffachen Einkaufspreis an Menschen zu bringen? Also ich rede hier von Kekspackungen, fertigen eingeschweißten Sandwiches, Schokoriegeln oder Getränkedosen/-flaschen. Also alles Dinge, die man ohne weitere eigene Bemühungen weiterverkauft. Das Reinstellen ins Regal ist an einer Raststätte ja auch kein anderer Arbeitsschritt als beim REWE oder NETTO.
Dass so eine Raststätte insolvent gehen kann, war für mich eigentlich gar nicht vorstellbar. Ist aber so passiert - nämlich mit der Rosenberger-Gruppe in Österreich. Im Jahr 2018 meldete das Unternehmen, das zuvor mit Erbstreitigkeiten und chinesischem Aufkauf auf sich aufmerksam machte, tatsächlich Insolvenz an. Die Chinesen zogen sich dann auch recht flink zurück. Hier kamen also wohl ziemlich viele unglückliche Umstände zusammen, die es möglich machten, eine ganze Raststätten-Kette zahlungsunfähig zu machen. Kann man sich bei den Einnahmen fast gar nicht vorstellen. 12 Millionen Euro sollen die Verbindlichkeiten wohl betragen haben.
2019 kaufte dann der BurgerKing-Betreiber TQSR alle Anteile an der im Sanierungsverfahren befindlichen Rosenberger Restaurant GmbH auf. Ende 2021 ging die erste modernisierte Raststätte wieder an den Start - unter dem Namen Rosehill. Man will wohl insgesamt 30 Millionen Euro investieren und die restlichen Häuser ebenfalls wieder an den Start bringen.
Bis auf Eine! An der A12 kurz vor Innsbruck wurde die Raststätte Ampass im Januar 2019 - also sogar noch vor der Corona-Pandemie und dem Verkauf der Anteile - ziemlich spontan geschlossen. Als Begründung hieß es, es sei Gefahr im Verzug. Die elektrischen Anlagen seien in einem Zustand, der nicht mehr ausreichend betriebssicher sei und einen Weiterbetrieb nicht zulasse.
Und so ist das eigentlich ziemlich gemütlich wirkende Haus an der A12 seit nunmehr über 3 Jahren dicht. Und das an einer Stelle, wo grad in den Sommerferien das Geschäft boomen würde. Wegen Mängeln an der elektrischen Anlage. Kann man sich irgendwie grad gar nicht vorstellen. Denn das Häuschen macht wirklich was her - strahlt Gemütlichkeit und Ruhe zur Rast aus. Hat einen großen Parkplatz, Tankstelle gleich nebendran und war wohl sogar von der anderen Autobahnseite per Brücke erreichbar.
Am Haus hängen in den Fenstern Zettel, in denen auf die Schließung hingewiesen wird. Etwas komisch wirkt da schon die Aufschrift auf dem Zettel unten "Wir haben das Rasten erfunden" ... wohl eher jetzt das Ruhen🤨. Außen an der Wand prangt an der Sonnenuhr der Schriftzug aus dem Jahr 1980 "Nützet die Zeit, denn die Tage sind kurz". Nunja, die letzten 3 Jahre ist hier wohl eher die Zeit verstrichen.
Drinnen scheint alles beräumt zu sein. Vandalismus ist keiner vorhanden. Die Natur erobert sich ihr Revier langsam zurück - es wächst langsam zu. Einige Fenster im Erdgeschoss sind mit Brettern vernagelt. Im hinteren Bereich kann man aber reinschauen. Bleibt die Frage, ob diese Goldgrube nun für immer versiegt ist... Schreibt mir gern in die Kommentare, falls ihr eine Entwicklung kennt.
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