Saalfeld ist eine Stadt in Thüringen mit nicht ganz 29.000
Einwohnern. Touristisch bekannt für Saalfeld sind den meisten Leuten die
Feengrotten. Aber um die geht es hier nicht - Saalfeld hat nämlich noch mehr
zu bieten.
Wir nutzten das 9-Euro-Ticket, um ziemlich spontan einfach mal mit
der Elster-Saale-Bahn nach Saalfeld zu fahren. Interessiert waren wir
an der Besichtigung der begehbaren Stadttore. Der Zug war gut besucht und
die meisten Leute fuhren auch tatsächlich bis Saalfeld. Im Zug hörten wir,
dass wohl Stadtfest sei. Kurz auf die Homepage der Stadt geschaut und
fesgestellt: Es war Detscherfest!
Aber was ist Detscher? Google half weiter. Der Detscher ist ein
Saalfelder Kartoffel-Gebäck. Kartoffeln und Ei werden ohne Fett auf einer
Ofenplatte gebacken, danach in warmer Butter gewendet und mit Zucker
bestreut serviert. Und auf dem Marktplatz gab es unzählige Stände u. a. von
Vereinen und Parteien, die alle diese Detscher zubereitet haben. Jeder Stand
hatte seinen alten Kohle-Küchen-Ofen mit und im Hintergrund wurde Teig gerührt und ausgerollt.
Man bezahlte an zwei Stellen auf dem Marktplatz seine Detscher plus ggf.
Kaffee und dann ging man mit den Marken zu einem beliebigen Stand und holte
sich 3 Detscher plus wenn gewünscht Kaffee ab. Klassisch isst man Detscher
übrigens mit Zucker bestreut und trinkt dazu einen Malzkaffee. Und genau das
haben wir gemacht. Ich muss sagen, das Zeug schmeckt ganz gut - ist
allerdings mit den Fingern zu essen und ziemlich heiß & fettig.
Das Original-Rezept, welches ich vor Ort bekommen habe, möchte ich
Euch nicht vorenthalten. Vielleicht mag es jemand auch mal ausprobieren:
Eine beliebige Menge frisch gekochter Pellkartoffeln wird geschält,
zerdrückt und mit einem rohen Ei (auf ca. 500 Gramm Kartoffeln) vermengt.
Dann soviel Mehl unterkneten, bis ein ausrollbarer, nicht klebriger, Teig
entsteht. Den Teig dann ausrollen mit einer Stärke von 3 bis 4
Millimetern. Nun Rechtecke von 8x12 Centimetern schneiden. Nun wird der
Detscher OHNE FETT auf einer Herdplatte eines nostalgischen
Kohle-Küchen-Ofens gebacken.
Danach mit einer Milch-Buttermischung oder nur mit Butter bestreichen,
kurz ziehen lassen. In einer Metallschüssel auf dem Ofen warmhalten und
dann mit den Fingern essen.
Aber die Detscher waren nicht das einzige Neue, was ich in Saalfeld
kennenlernen durfte. Wie gesagt, Ziel waren eigentlich zwei begehbare
Stadttore - und dort gabs auch dann auch interessante Dinge zu lernen. Die
Besichtigung der beiden Stadttore wird auf der Saalfelder Tourismusseite
auch mit der Tour "Von Tor zu Tor" beworben - so war ich auch drauf
aufmerksam geworden (Link wie immer unterm Blog).
Die Tour beginnt - und das empfehle ich auch - mit dem Oberen Tor.
Wir haben unser Ticket hier per App direkt vor Ort gebucht - hat ne Weile
gedauert, bis die Mail mit dem Barcode dann da war, aber hat geklappt. In
der Zwischenzeit kann man sich die Tafeln zur Geschichte unterm Tor
durchlesen bzw. auf Knopfdruck auch anhören. Das Obere Tor ist auf zwei
Etagen zu besichtigen. In der unteren Etage gibt es einen interaktiven
Tisch, wo man sich einen Passierschein ausstellen lassen kann -
wirklich witzige Sache. Haben wir natürlich ausprobiert! Eine Etage drüber
läuft ein paar Sekunden nach Eintreten automatisch ein Film los - dieser ist
auch sehr sehenswert und gibt Infos über die weiteren Stadttore in Saalfeld
und erzählt auch eine Geschichte, die sich dann im Darrtor fortsetzt - es
blieb also spannend!
Nach Verlassen des Oberen Tores machten wir uns auf den Weg zum
Darrtor. Dort wollten wir - auch auf Grund des immer mehr zunehmenden
Regens - nicht lange warten, bis ein Code per Mail uns Einlass gewährt und
haben kurzerhand in der Gastronomie direkt daneben unsere Tickets gekauft.
Fand ich prima, dass hier auch eine alternative Ticketbeschaffung - ganz
analog - angeboten wird.
Das Darrtor ist auf mehreren Etagen begehbar. In der unteren Etage gibt es
die Fortsetzung des Films und die Auflösung der Geschichte... und die
Erkenntnis, dass das Maß einer Elle in jeder Stadt ein anderes ist. Das hab
ich bis dahin noch gar nicht gewusst. Auf einer weiteren Etage geht es um
die Gerichtsbarkeit, Vollstrecker und Gefängnisse. Und ganz oben kann man
nach draußen gehen und einen Rundumblick über Saalfeld genießen - sozusagen
ein Aussichtsturm im Stadttor.
Zu beiden besichtigten Stadttoren hab ich ein kurzes Video gemacht.
Wer mag, kann ja mal reinschauen:
Die Geschichte, welche in den Toren erzählt wurde, veranlasste uns dann
noch, trotz strömenden Regens (die Schirme waren auch schon durch) nochmal
zum Rathaus zurückzugehen, um die Elle, welche dort neben dem Eingang zu
sehen ist, in Augenschein zu nehmen.
Danach gings zurück zum Bahnhof und mit der Saale-Elster-Bahn wieder
Richtung Leipzig. Alles in allem - trotz einsetzendem und nicht mehr
aufhörendem Regen - ein spannender Tag in Saalfeld abseits der Feengrotten. Die beiden Ausstellungen und Informationen in den Toren waren sehr modern und interaktiv gestaltet. Überall gab's was zu sehen, zu hören, ein Knöpfchen zu drücken usw. Eine wirklich zeitgemäße Museumsgestaltung, die auch jüngere Besucher ansprechen dürfte.
Hätte die Sonne geschienen, wären wir sicherlich noch den Weg der gesamten
alten Stadtbefestigung abgelaufen - so haben wir nun die Ruine am Hohen
Schwarm und das Niedere Tor ausgelassen. Vorbeigekommen waren wir aber noch
am Saaltor und am Blankenburger Tor (beide nur zum
Durchlaufen).
Von Tor zu Tor:
LINK
Oberes Tor:
GoogleMaps, Eintritt 2 Euro
Darrtor:
GoogleMaps, Eintritt 2 Euro
Saaltor:
GoogleMaps
Blankenburger Tor:
GoogleMaps
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