Im Süden Italien- in Apulien - gibt es eine ganz besondere Art
kleiner Häuser: Sie werden Trulli genannt und sind in einer
Trockenbauweise aus Natursteinen entstanden. In Alberobello gibt es
ein ganzes Trulli-Dorf zu besichtigen.
Auf den ersten Blick wirkt Alberobello wie eine Märchenstadt oder
Filmkulisse. Man fragt sich, warum hier so konzentriert diese kleinen
Häuschen in der eigenartigen Bauweise stehen. Wenn man sich aber etwas mit
der Entstehung beschäftigt, dann versteht man, warum man damals nicht
einfach normale Häuser auf diese Landschaft setzte.
Ein Trullo ist ein Rundhaus aus Steinen, welche weiß gekalkt sind, dessen
Dach ebenfalls aus Steinen besteht und eine konische Form hat. Die Bauweise
sorgt dafür, dass es im Sommer im Inneren kühl bleibt und im Winter die
Wärme des offenen Kamins nicht so schnell entweicht. Diese besondere
Bauweise gibt es in Apulien wohl seit dem 17. Jahrhundert und sie entstammt
vermutlich aus der Türkei.
Ursprünglich wurden die Trulli nur vereinzelt auf dem Acker gebaut. Ganze
Siedlungen gab es nicht. Allerdings erließen die Aragoneser ein Edikt, nach
der jede neue städtische Siedlung eine Steuer zu zahlen hätte. Dem
entging Graf Giangirolamo, indem er anordnete, auf seinem Land nur Häuser zu bauen,
welche ohne Zement und Mörtel auskommen und wieder abbaubar sind. Der Trullo
ist sozusagen ein damaliges Steuersparmodell für den Hausbau. Und so bauten
die Bauern die Trulli ohne Mörtel und Zement und im Falle einer königlichen
Inspektion hätte man sie schnell ab- und dann wieder aufbauen können.
Heute findet man Trulli an verschiedenen Stellen in Apulien. Wer durch die
Region fährt, wird feststellen, dass überall solche Rundhäuser stehen.
Manche sind recht einfach und klein, andere hingegen sind größer und haben
gleich mehrere Runddächer dicht aneinander, die sich dann zu einem Hausdach
verbinden. Vor allem auf landwirtschaftlichen Flächen stehen noch die ganz
ursprünglichen Trulli - viele sind zerfallen, aber einige werden auch noch
genutzt.
Wer ganz viele Trulli auf einem Fleck sehen möchte, ist in
Alberobello an der richtigen Adresse. Hier stehen mehrere Straßenzüge
voller Trulli und das Gebiet wurde "touristisch erschlossen". Es ist
förmlich ein Touristenmagnet. In den Trulli befinden sich Shops,
Souvenirläden, Bars, Restaurants usw. Nur wenige sind ursprünglich und
können besichtigt werden. Es gibt aber in Alberobello auch ruhige
Seitenstraßen, wo man ziemlich allein unterwegs ist.
Wenn man durch die Gassen von Alberobello schlendert, stellt man auch fest,
dass auf einigen Dächern der Trulli Symbole zu sehen sind. Diese
Symbole sollen das Böse abhalten. Die Zeichnungen auf den Dächern entstanden
jedoch erst, nachdem Alberobello das Stadtrecht hatte und die Häuser nicht
mehr "abrissgefährdet" waren. Nach und nach wurden die Trulli immer weiter
befestigt und es entstand so die heute zu sehende Siedlung.
Seit 1927 gibt es in Alberobello auch die Kirche Sant'Antonio. Sie
wurde den umliegenden Häusern in der Bauweise angepasst und erscheint wie
ein riesiger Trullo-Bau - ein doch recht imposantes Bauwerk. Von innen
konnte ich sie leider nicht besichtigen, da grad eine Veranstaltung im Gange
war und man nicht hineingehen konnte.
Seit 1996 gehört Alberobello mit seinen Trulli zum
UNESCO Weltkulturerbe. An sich ist das so auch verdient und richtig,
denn die Bauweise und Geschichte der Häuser geben es her. Allerdings fand
ich die touristische Vermarktung etwas zu viel. Ich hätte mir schon gern
etwas mehr Ursprünglichkeit gewünscht und nicht in fast jedem Trulli einen
Shop oder Ähnliches. So sind die Trulli nämlich eigentlich nur noch Kulisse
und gar nicht mehr Attraktion. Dennoch lohnt ein Besuch in Alberobello -
immerhin kann man sich ja auch in die ruhigeren Gassen begeben.
Kommt mit auf einen Rundgang per Video durch Alberobello - sowohl durch den
touristisch arg geprägte Teil und dann aber auch die ruhigen
Seitenstraßen:
Trulli gibt es übrigens auch in anderen Ländern. So soll es in Deutschland
in Rheinhessen trulliartige Bauten in den Weinbergen geben. Auch in der
Pfalz bei Bockenheim sollen welche zu finden sein.
Parken: GoogleMaps
(gebührenpflichtig - muss im Voraus bezahlt werden - plant mind. 1-2 h ein)
Eintritt: frei
Gastro: verschiedene Lokale vorhanden
Toiletten: in der Gastronomie
Barrierefreiheit: teils ansteigende Straßen
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