10. September 2022

L'Aquila & Onna - 13 Jahre nach dem Beben


Die Hauptstadt der Abruzzen in Italien ist L'Aquila. Nur knapp 10 Kilometer entfernt liegt Onna - der Ort, wo das Epizentrum des verheerenden Erdbebens vom 6. April 2009 lag. Onna wurde fast vollständig zerstört. In L'Aquila gab es viele Todesopfer - insgesamt forderte das Erdbeben damals über 300 Tote.

Es war mein zweiter Besuch in beiden Orten. Bereits 2019 war ich da und nahm mir fest vor, noch einmal wiederzukommen. Warum? Beide Orte haben mich einerseits fasziniert, aber zugleich auch erschrocken. Denn damals - 10 Jahre nach dem Beben waren die Wunden der Orte noch so deutlich, dass man es nicht für möglich hielt, dass das Erdbeben bereits 10 Jahre her sein soll. Lest dazu gern meinen Blogpost von damals "L'Aquila & Onna (Abruzzen/Italien) - die Folgen eines Erdbebens".

Nun, 13 Jahre nach dem Beben, waren die Spuren immer noch deutlich zu sehen. Aber man sieht auch Fortschritte!

In L'Aquila stehen nicht mehr so viele Baukräne. Es werden immer noch zahlreiche alte Häuser von Metall und Holz gestützt und zusammengehalten. Es riecht aber nicht mehr nach frischem Beton in den Gassen. Man könnte sagen, überwiegend hat L'Aquila seine Schönheit zurück. Und nicht nur baulich ist es ein Genuss, die frisch restaurierten Häuser zu betrachten und durch die Gassen zu schlendern, ohne dass über einem alles nur aus Stützen und Abdeckungen besteht.


Auch die Menschen scheinen neuen Mut gefasst zu haben. Es waren mehr Menschen auf den Straßen. Die Stimmung war lebhafter. Es war was los. Und wir sind diesmal tatsächlich mit der Bimmelbahn gefahren, die wir zwar auch schon vor 3 Jahren gesehen haben, aber welche doch sehr surreal wirkte zwischen den ganzen abgestützten Häusern. Jetzt war das Ambiente ok für eine touristische Fahrt und ich kann die Runde jedem nur empfehlen.

L'Aquila hat nämlich touristisch durchaus was zu bieten. Zumindest wer auf schöne alte Gebäude, Kirchen und Brunnen steht, ist hier erstmal an der richtigen Adresse. Die Fahrt mit dem Mini-Treno führte durch die Altstadt und es gab die Gelegenheit zum Aussteigen an der Fontana delle 99 Cannelle. Diese Brunnenanlage mit 99 Wasserspeiern ist ein historischer Ort in L'Aquila, welcher im Jahre 1272 entstand. Beim Erdbeben 2009 wurde die Brunnenanlage nur leicht beschädigt, so dass sie nach Instandsetzung bereits im Folgejahr wieder für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden konnte. Darstellen sollen die Wasserspeier die Herren der 99 Burgen, aus deren Gebieten L'Aquila im 13. Jahrhundert entstanden ist.

Die Basilika San Bernardino solltet ihr bei einem Besuch in L'Aquila auch auf jeden Fall besichtigen. Benannt ist die Basilika nach Bernardino degli Albizzeschi. Der Bau des Hauses begann allerdings erst 10 Jahren nach dem Tod des Heiligen. In der Basilika befindet sich nun das Mausoleum, in dem Bernardino seine letzte Ruhestätte fand.


Wir waren 3 Tage in L'Aquila. Aber gesehen haben wir noch lange nicht alles. Ich hab mir fest vorgenommen, nochmal wiederzukommen.

Im Sommer 2022 besuchte auch Papst Franziskus L'Aquila. Der Papst lobte die Menschen für ihr Durchhaltevermögen und traf sich mit Angehörigen der Opfer, u. a. mit Giustino Parisse - Journalist bei der regionalen Zeitung Il Centro. G. Parisse stammt aus Onna und verlor bei dem Erdbeben seine zwei Kinder sowie seinen Vater.

Onna habe ich 2022 ebenfalls erneut besucht. Hier war zwar auch deutlich zu sehen, dass sich etwas tut. Es gab keine Zona Rossa (verbotene Zone) mehr, aber immer noch reichlich Ruinen und Trümmer. Sanierte Häuser und Neubauten werden immer mehr, stehen aber noch dicht an dicht mit Häusern, die noch im Zustand kurz nach dem Beben sind. Es war diesmal wieder genauso ruhig wie vor 3 Jahren in Onna. Kein Mensch auf der Straße. Nur selten kam mal ein Auto. Wie ausgestorben der Ort. Gerade die jungen Menschen scheinen Onna verlassen zu haben - aus Resignation, da der Wiederaufbau so schleppend vorangeht.



An einem zentralen eingezäunten Areal mitten in Onna ist ein hölzerner Bauzaun mit großen Bannern zu sehen. Hier sind Worte und Bilder des Journalisten Giustino Parisse zu sehen.


Auch Deutschland hat einen Beitrag zum Wiederaufbau von Onna geleistet. So ist an der Casa Onna ein Schild angebracht, auf dem zu lesen ist, dass beim Bau Unterstützung aus Deutschland an die vom Erdbeben betroffenen Menschen geleistet wurde.

Während unseres Aufenthaltes haben wir in L'Aquila im Hotel L'Aquila mitten in der Altstadt, die damals so stark vom Erdbeben betroffen war, gewohnt. Kann ich nur empfehlen.



Fontana delle 99 Cannelle: GoogleMaps

Basilika San Berndardino: GoogleMaps

Abfahrt Mini-Treno: GoogleMaps

Hotelempfehlung - Hotel L'Aquila: Blogpost

Schwarzwälder Bote - Interview mit G. Parisse: LINK

Tagesschau.de zum Papstbesuch: LINK

Blog bei Il Centro von G. Parisse: LINK




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