17. November 2022

Weiße Frau & Leckarsch - Halbruine Oberschloss Kranichfeld

Kranichfeld liegt im Ilmtal in Thüringen. Die etwas über 3000 Einwohner zählende Landstadt wird auch Zwei-Burgen-Stadt genannt, denn es gibt hier tatsächlich gleich zwei historische Bauwerke: die Niederburg Kranichfeld und das Oberschloss Kranichfeld. Letzteres ist eine Halbruine und erzählt spannende Geschichten.



Das Oberschloss Kranichfeld befindet sich auf dem Schlossberg. Man erreicht es nach einem kurzen Fußweg vom Parkplatz ohne nennenswerte Steigungen. Das Schloss besteht aus mehreren Gebäudeteilen, welche zum Teil erhalten und saniert sind. Ein großer Teil ist aber auch eine Ruine, wo nur noch die Außenwände stehen.

Im 12. Jahrhundert wurde das Oberschloss erbaut. 1530 erfolgte dann der Ausbau zum Renaissanceschloss. Am 6. April 1934 brannte es im Schloss und übrig blieb eine Ruine. 1940 wurde das Schloss durch die SS übernommen und es erfolgte ein teilweiser Wiederaufbau durch Häftlinge aus dem KZ Buchenwald. Seit 1945 setzte dann der Verfall ein, bis sich 1981 eine Interessensgemeinschaft gründete und mit Aufräum- und Instandsetzungsarbeiten begann. Dann im Jahr 1994 wurde es für die Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht und im Jahr 2002 wurde im dicken Turm eine neue Treppe eingebaut.

Nachdem man ein Eintrittsticket gekauft hat, gelangt man über eine Holzbrücke zum intakten Teil der Schlossanlage. Von hier aus gelangt man zu den Ausstellungsräumen.

Auf jeden Fall sehenswert sind hier die Gewänder von den Rosenfesten in Kranichfeld. Dies ist eine Tradition, welche ihrem Ursprung im Jahr 1878 hat. Seit 1981 wird nun auch stets eine Rosenkönigin gekrönt, deren Gewänder ausgestellt sind.

In den Räumen hier kann man übrigens auch heiraten. Der große Saal macht einen richtig festlichen Eindruck und das Ambiente ist wirklich sehr schön. Wer also noch einen schönen Ort für das Ja-Wort sucht, sollte sich das mal anschauen.

Verlässt man nun die Ausstellung wieder und geht durch den kleinen Hof weiter, so gelangt man zu einem Durchgang, welcher durch ein großes Gewölbe führt. Von dort gelangt man eine Treppe hinunter in den Keller. Hier findet sich ein Abbild und die Sage der weiße Frau. Dabei soll es sich um eine Frau mit zwei Kindern handeln, welche ihren Mann sehr früh verlor und sich neu verliebt. Eine Wahrsagerin offenbarte ihr, dass vier Augen dem Glück entgegen stünden. Die Frau dachte, ihre Kinder wären gemeint und opferte diese. Erst dann stellte sich heraus, dass die ehemaligen Schwiegereltern gemeint waren. Der begehrte Mann wandte sich von ihr ab. Das Gewissen der Frau lässt sie wohl bis heute im Grabe nicht zur Ruhe kommen und so geistert sie rastlos zu mancher Mitternachtsstunde auf der Suche nach ihren unschuldigen Kindern durch das Oberschloss und die Umgebung.

Im hinteren Teil der Schlossanlage gelangt man nun zum dicken Turm und zu dem Areal, wo nur noch die Außenmauern stehen. Ein wirklich imposanter Anblick ist diese Ruine und ein Ort, wo man tolle Fotos machen kann.

Der dicke Turm ist der ehemalige Bergfried und Wohnturm der Anlage. Er ist 27 Meter hoch und hat eine Mauerstärke von 3,60 Metern. Dieser Rundturm entstand um 1200. Er war letzter Zufluchtsort der Burgbewohnter.

Den dicken Turm kann man besteigen. Dabei fällt auf, dass hier ordentlich in eine moderne Treppe und Aussichtsplattform investiert wurde. Diese Investitionen sind mithilfe einer Spendenaktion des Förderkreises Oberschloss Kranichfeld e. V. gestemmt worden. Bei der Aktion "101 Stufe für den dicken Turm" konnte man jeweils eine Treppenstufe finanzieren. Die Sache war wohl sehr erfolgreich, denn mittlerweile sind mehr als 101 Stufen gesponsort.





Zuletzt sollte man sich nun auch noch den Schlossgarten anschauen. Hierhin gelangt man wieder vom ersten kleinen Innenhof durch einen Durchgang. Man kann nun wunderbar um das gesamte Schloss von außen herumlaufen und kommt auch am Leckarsch vorbei. Auch wenn die Figur etwas anderes darzustellen scheint, so entspringt die Bezeichnung Leckarsch wohl der Inschrift an der Deckenplatte der Figur "Leck mich im Mars". Aber schaut Euch diese Drolerie am besten selbst an und interpretiert die Darstellung. Es gibt auch ein erläuterndes Schild dazu unterhalb der Figur.

Kommt gern noch mit auf einen Rundgang im Video durch diese wunderschöne Schlossanlage.

Fazit: Eine richtig tolle alte Schlossanlage mit faszinierendem Ruinenanteil. Hier kann man durchaus etwas Zeit verbringen und erfährt viel über die damalige Zeit. Der Eintrittspreis von 3 Euro pro Erwachsenem oder 6,50 Euro für eine Familienkarte ist wirklich günstig für das, was man zu sehen bekommt.

Standort: GoogleMaps

Parken: GoogleMaps, kostenfrei

Eintritt: 3 Euro pro Erw., 6,50 Euro Familienkarte (Stand: 2022)

Toiletten: Schlüssel an der Kasse

Gastronomie: an der Kasse gibt es Getränke und kleine Snacks



1 Kommentar:

  1. Wann wird der Ruinenteil wieder aufgebaut? Er war ja schließlich bis 1934 erhalten.

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