Bei Röcken in Sachsen-Anhalt steht ein Industriedenkmal, welches als Überbleibsel eines Tagebaus an die Bodenschätze der Region erinnert. Fährt man auf der Landstraße L188 entlang, fällt dieses Bauwerk sofort ins Auge. Es ist übrig geblieben vom damaligen Braunkohletagebau und der Kiesader, welche hier aufgetan wurde.
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Zwischen Gostau und Röcken existierte in den 1920er Jahren der Braunkohletagebau Gustav Adolf. Aber auch eine Kiesader hat man dort gefunden. Von der Werschen-Weißenfelser Braunkohlen AG wurde hier parallel zu den ehemaligen Gleisanlagen eine Kieswaschanlage errichtet. Diese Anlage diente - wie der Name schon sagt - dazu, verschiedene Sande und Gesteine zu waschen. Anschließend wurden Sie auf Güterzüge verladen.
Für den Betrieb dieser Anlage wurde dann 1927 ein Wasserturm errichtet, der sich nur etwa 150 Meter entfernt befindet. Der Tagebau wurde allerdings schon 1929 auf Grund von Grundwasserproblemen stillgelegt, so dass die Anlagen ab diesen Zeitpunkt nicht mehr gebraucht wurden. Uns so standen beide Bauwerke in der Landschaft - lange Zeit dem Verfall preisgegeben und ungenutzt.
Zu Zeiten der DDR startete man 1984 nochmals mit Erkundungsbohrungen in dem Gebiet. Die Gemeinde Röcken sollte nach dem Willen der SED frühestens nach dem Jahr 2000 devastiert werden. Wie wir alle wissen, hatte dann doch die DDR eher ein Ende als es für die Gemeinde Röcken vorgesehen war. Glück gehabt! ... zumindest für den Moment.
1990 dann wurde das Kippengelände des ehemaligen Tagebaugebietes aufgeforstet und man dachte, das Kapitel des Braunkohleabbaus sei abgeschlossen.
Doch 2006 wollte die Mitteldeutsche Braunkohlengesellschaft (MIBRAG) erneut bei Röcken Probebohrungen durchführen. Die Einwohner protestierten, denn keiner wollte die Gemeinden Röcken und Sössen aufgeben und wegziehen. Auch weitere Gemeinden wären von einem Kohleabbau betroffen gewesen, denn das Kohlefeld wäre schon riesig gewesen. Die Gemeinde Röcken berief sich darauf, dass das Gebiet geschichtlich und kulturell eine große Bedeutung hat und erhalten bleiben müsse. In Röcken hatte zum Beispiel Friedrich Nietzsche gewirkt. Ein Aktionsbündnis mit dem Namen "Zukunft statt Braunkohle" wurde gegründet. Über 64 % der Einwohner stimmten gegen Probebohrungen. 2008 wurde dann bekannt gegeben, dass die MIBRAG ihre Pläne bezüglich des Gebietes aus wirtschaftlichen Gründen aufgegeben hat.
Heute nun erinnert tatsächlich nur noch dieses Bauwerk der Kieswaschanlage daran, dass hier mal Braunkohle abgebaut wurde. Ob dieses Gebäude ein Industriedenkmal und somit unter Schutz steht, konnte ich nicht herausfinden. Es scheint jedenfalls nicht gepflegt zu werden und es bleibt abzuwarten, wie lange es noch hier stehen wird. Eine Reifenschaukel ist hier vorzufinden, was darauf hindeutet, dass sich doch ab und an mal Leute hier zu treffen scheinen. Die Vermüllung hält sich glücklicherweise in Grenzen - ein paar Graffiti sind zu sehen. Wenn man genau hinsieht, bemerkt man, dass der Verfall einsetzt - an diversen Stellen sind schon Steine heruntergefallen.
Kommt mit auf einen Videorundgang zur Kieswasch- und Kohlebeschickungsanlage sowie zum Wasserturm:
Die Kieswasch- und Kohlebeschickungsanlage liegt direkt an der Landstraße und dem Radweg. Parken könnt ihr auf der anderen Straßenseite auf einem kleinen Platz an einer vermutlich wasserwirtschaftlichen Anlage. Den Wasserturm erreicht ihr von der Kieswasch- und Kohlebeschickungsanlage aus in Richtung Westen den Pfad neben dem Radweg entlang bis zur nächsten Abbiegung nach links. Dort einfach den Forstweg entlanglaufen und dann seht ihr ihn schon durch die Bäume linkerhand. Am besten ihr lauft ihn von hinten an - das ist weniger steil. Wer gern bissel kraxelt, kann natürlich auch direkt querfeldein den Hügel hoch gehen.
Standort Kieswaschanlage: GoogleMaps
Standort Wasserturm: GoogleMaps
Parken: GoogleMaps
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