9. Januar 2023

Wendland - Turmland - Grenzland


Mitten im Norden Deutschlands liegt das Wendland im Osten von Niedersachsen. Die Region grenzt an drei Bundesländer - Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen-Anhalt. Sie befindet sich somit an einem nicht unwesentlichen Teil der ehemaligen innerdeutschen Grenze, welche zum Teil mitten in der Elbe verlief.

Die Landschaft in der ehemaligen Grenzregion im Wendland ist geprägt von Elbauen, Deichen, Weiden und Weite. Was es hier nicht gibt: Berge. Aber Türme gibt es - reichlich sogar. Auf der Seite der Elbe, wo das Wendland liegt, Aussichts- und Funktürme - auf dem Gebiet der ehemaligen DDR die alten Grenztürme.

Ich war im östlichen Zipfel des Wendlandes unterwegs und hab dort mal ein paar Türme in der Region zwischen Gusborn und Schnackenburg besucht. Und zwar zwei ehemalige DDR-Grenztürme, zwei Sendetürme und drei Aussichtstürme.

1. ehemaliger Grenzturm der DDR in Lenzen (Brandenburg)

Dieser ausgediente Turm der Grenztruppen der DDR direkt an der Elbe und somit der ehemaligen innerdeutschen Grenze ist heute begehbar.

Nachträglich wurde außen eine Treppe angebracht, damit man den Turm hinaufsteigen kann. Im Original bestieg man die Türme im Inneren über eine sehr schmale Leiter - das ist nicht grad für Jedermann geeignet. Aber durch die Außentreppen kann man heute noch den Ausblick nachvollziehen, den damals die Grenzsoldaten gehabt haben müssen.




Ein paar Meter weiter an der Landstraße L13 befindet sich auch das Gedenkschild, welches an die deutsche Teilung erinnert. Am 2. Dezember 1989 um 10.00 Uhr wurde hier die Grenze geöffnet.

begehbar: JA

Standort Turm: GoogleMaps


2. Aussichtsturm Langendorf (Niedersachsen)

Der Aussichtsturm befindet sich an der Elbuferstraße zwischen Langendorf und Grippel. Im Bereich des Turmes findet ihr außerdem einen Grillplatz und eine kleine gemütliche Hütte zum drin Sitzen.



Vom Turm oben habt ihr einen schönen Blick übers Wendland und die Elbelandschaft. Außerdem könnt ihr von hier aus einen guten Blick zum Sendemast Gartow 2 werfen.

begehbar: JA

Standort Turm: GoogleMaps


3. Sendemast Gartow 2 (Niedersachsen)

Der Name des 344 Meter hohen Sendemastes Gartow 2 lässt darauf schließen, dass es hier auch mal eine Nummer 1 gab. Und dem war tatschlich so. Seit 1950 waren die beiden Funktürme auf dem Höhbeck die Brücke nach West-Berlin. Telefongespräche und Fernsehsender konnten von hier aus störungsfrei über ca. 140 km nach Berlin gesendet werden. Parallel waren 12.000 Telefonverbindungen möglich und 40 Menschen sorgten dafür, dass die Übertragungen liefen - später arbeiteten die Funktürme vollautomatisch.


Bis 2008 übertrug der Turm Gartow 1 (324 Meter hoch) noch das ZDF-Fernsehen. Im Jahr 2009 wurde er gesprengt. Zurück blieb nur noch der Funkturm Gartow 2, welcher das Programm von Deutschlandfunk sendet. Auch Mobil- und Richtfunkverbindungen überträgt dieser Turm noch.

Der Raum, welcher sich am Turm in 325 Metern Höhe befindet ist der höchste geschlossene Raum an einem Bauwerk auf dem EU-Gebiet. Erreichen kann man ihn mittels Fahrstuhl. Leider ist dieser Turm keiner touristischen Nutzung zugedacht, so dass man das Bauwerk nur aus der Ferne bewundern kann.

begehbar: NEIN

Standort Turm: GoogleMaps


4. ehemaliger Grenzturm der DDR bei Gollensdorf (Sachsen-Anhalt)

Am Nienwalder Grenzgraben befindet sich der ehemalige DDR-Grenzturm. Bei diesem Turm handelt es sich um das Modell BT9, in dem bis zu vier Wachsoldaten Dienst hielten. Er hat eine Höhe von ca. 8 Metern und verfügt über drei Etagen. Im Erdgeschoss befand sich wohl das WC und die Technik, in der ersten Etage ein Aufenthaltsraum und ganz oben der Beobachtungsraum mit 4 Fenstern zu jeder Seite.




Am Grenzturm findet ihr noch einen kleinen Rastplatz und eine Stempelstelle der Wanderreiter VFD. Auch ist am Grenzgraben noch eine Erinnerung an den Verlauf der Grenze zu sehen.

begehbar: NEIN

Standort Turm: GoogleMaps


5. Klaus-Bahlsen-Turm bei Gartow (Niedersachsen)

Bei diesem Aussichtsturm handelt es sich vornehmlich um einen Vogelbeobachtungsturm des Projektes "Seeadler beobachten". Der Turm ist 15 Meter hoch und wurde durch die Rut- und Klaus-Bahlsen-Stiftung gefördert.


Die Aussichtsplattform befindet sich in 12 Metern Höhe und seit 2007 kann man von hier aus über den Deich blicken und Großvögel beobachten.

Im Turm befinden sich viele Infotafeln und man hat einen wettergeschützten Aufstieg. Der Turm ist somit auch bei schlechtem Wetter trockenen Fußes zu erklimmen und man geht dann erst oben durch eine Tür wieder ins Freie. Den Ausblick kann man bei arg schlechtem Wetter auch von drinnen genießen.

begehbar: JA

Standort Turm: GoogleMaps


6. TORII-Tower bei Gusborn (Niedersachsen)

Schon von Weitem sieht man diese sehr interessante Konstruktion, welche zwei Türme zu verbinden scheint. Und tatsächlich hat der Turm auch daher seinen Namen, weil er eben wie ein Tor japanischer Schreine aussieht. Der Turm hat eine Höhe von 97 Metern und ist von der Bauart her ein Stahlfachwerk-DoppelturmEr wurde 1972 nahe Gusborn aufgestellt. Gefertigt wurde er in den USA und sollte ursprünglich nach Vietnam gehen.

Damals war der Turm ein Horchposten - man hörte die DDR ab. Auch UKW wurde von hier ausgestrahlt. Heute dient er als Antennenträger und beherbergt Mobilfunkantennen.

begehbar: NEIN

Standort Turm: GoogleMaps


7. Aussichtsturm Schnackenburg (Niedersachsen)

Der Aussichtsturm in Schnackenburg befindet sich in der Nähe vom Hafen. Von oben habt ihr einen wunderbaren Blick über die Elbaue, den Deich und auf die Stadt Schnackenburg. Am Fuße des Turm gibt es noch einen kleinen Rastplatz, welcher aber nicht überdacht ist.


begehbar: JA

Standort Turm: GoogleMaps


Alle hier vorgestellten begehbaren Türme kosten übrigens keinen Eintritt und man kann auch in der Nähe kostenfrei parken - perfekte Ziele also für Wandermuffel und Sparfüchse!

Wer mag, kann sich gern auch das Video zu den Türmen anschauen:


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