Beide Orte haben geschichtlich mit der NS-Zeit in Deutschland zu tun und es empfiehlt sich auf Grund der Nähe zueinander, die Ausflüge zu verbinden.
Wüstung Wollseifen
Wir starteten mit der Besichtigung der ehemaligen Siedlung Wollseifen. Koordinaten zum Parken findet ihr wie immer unterm Blog. Vom Parkplatz sind wir etwa 1,7 Kilometer auf einem Schotterweg, welcher keine merklichen Steigungen aufwies, losgelaufen und nach gut 25 Minuten dann in Wollseifen angekommen.
Weitere Gebäude, die noch erkennbar sind, sind u. a. die alte Kirche, eine Stallung, das Trafohäuschen und weitere Ruinen, deren Nutzung ich nicht mehr zuordnen konnte.
Während des ersten Weltkrieges stoppte dieser Aufschwung, nahm jedoch danach wieder an Fahrt auf und Wollseifen entwickelte sich auch touristisch.
Mit Machtübernahme durch die Nationalsozialisten dachte man in Wollseifen zuerst, der Aufschwung würde weiter gehen. Denn in der Nähe sollte eine große Schulungsanlage gebaut werden. 1934 erfolgte dann tatsächlich die Grundsteinlegung der Ordensburg Vogelsang. Eine Schulungsstätte für den Führungsnachwuchs der NSDAP entstand. Zur Ordensburg Vogelsang dann weiter unten mehr - die habe ich nämlich im Anschluss besucht.
Wollseifen sollte während dieser Zeit zu einem nationalsozialistischen Musterdorf entwickelt werden. Aber dazu kam es dann letztlich nicht. Der Krieg führte eher dazu, dass 70 Prozent des Dorfes zerstört wurden. Auch wenn man nach dem Krieg hier wieder aufbaute, so währte das Dasein des Ortes nicht mehr lange. Wollseifen fiel der britischen Besatzungszone zu und im August 1946 beschloss die britische Militärverwaltung, dass die Ordensburg Vogelsang in ein Militärcamp verwandelt werden soll. Der Ort Wollseifen lag somit mitten in der künftigen Sperrzone und sollte bis zum 1. September 1946 beräumt werden. Und so kam es dann auch. Die Einwohner mussten ihr Dorf verlassen und konnten auch nie wieder zurückkehren.
Im Jahr 1960 übernahmen die Belgier das Camp von den Briten und bauten es zu einem NATO-Truppenübungsplatz aus. Die alten Gebäude wurden nach und nach dem Erdboden gleich gemacht. Neue Würfelhäuser entstanden, aber nur zum Zwecke militärischer Übungen. Das Gebiet war für die Zivilbevölkerung unzugänglich.
Zum 31. Dezember 2005 wurde die militärische Nutzung aufgegeben und das Gelände des NATO-Truppenübungsplatzes wurde Teil des Nationalparks Eifel. Ein Traditions- und Förderverein bemühte sich um den Erhalt des Andenkens an Wollseifen. Die Kirchruine wurde zum Ort der Stille und im Jahr 2016 eröffnete die informative Ausstellung in der Alten Schule. Und so ist es heute möglich, Wollseifen zu besuchen und die Geschichte dort zu erkunden. Von den Würfelhäusern zu militärischen Übungszwecken stehen auch noch einige vor Ort - zugemauert und mit Warnschildern versehen.
NS-Ordensburg Vogelsang
Nur etwa 2 Kilometer von Wollseifen entfernt befindet sich die ehemalige NS-Ordensburg Vogelsang. Man erreich sie entweder über Wanderwege von Wollseifen aus oder man fährt mit dem Auto durch eine Schranke hinein. Die Schranke dient dem Zweck, dass man ein nicht ganz preiswertes Parkticket (wir hatten 6 Euro bezahlt) lösen muss. Für eine Gedenkstätte fand ich die Parkgebühr in der Höhe nicht angemessen, zumal auf dem Gelände keine Verknappung an Parkmöglichkeiten festzustellen war.
Nördlich des Parkplatzes findet ihr die ehemalige belgische Kaserne, das belgische Kino, den Flankenturm, die alte belgische Tankstelle und weitere Bauwerke. Auch die Nationalparkverwaltung Eifel ist hier vertreten. An den einzelnen Bauwerken stehen Tafeln, die Euch die Geschichte erläutern. Ihr könnt das Gelände selbst frei erkunden oder Euch auch zu einer Führung anmelden. Letztlich ist es ein riesiges Areal, welches heute auch als Schulungsstätte genutzt wird.
Südlich vom Parkplatz gelegen befindet sich das Zufahrtstor Vogelsang, durch das ihr auch schon auf dem Weg zum Parken hindurch gefahren seid. Ein imposantes Bauwerk, allerdings nicht von innen zu besichtigen.
Direkt hinterm Zufahrtstor auf der rechten Seite entsteht derzeit ein Opel-Museum. Leider war noch nicht geöffnet. Durch den Tor-Schlitz konnte man aber schon reichlich alte Autos auf dem Hof ausmachen. Das Museum trägt den Namen DOM für Degener-Oldtimer-Museum. Wann die Eröffnung ist, konnte man aber auch vor Ort nicht herausbekommen. Meine Recherche ergab, dass das Museum wohl bislang in Vreden seine Heimat hatte und nun nach Vogelsang umziehen soll.
Fazit
Mich persönlich hat die Wüstung Wollseifen fasziniert und ich war von Vogelsang IP eher enttäuscht - da hätte man mehr draus machen können, aber vielleicht hätte man eine Führung buchen sollen, was wiederum immer nicht so mein Ding ist - ich erkunde gern selbst. Und zum Selbsterkunden hat Vogelsang zu wenig zu bieten.
Wenn ihr in der Eifel unterwegs und dort in der Nähe seid, lohnt ein Besuch beider Orte aber auf jeden Fall. Und wenn ihr nur wenig Zeit habt und Euch für einen Ort entscheiden müsst, dann geht nach Wollseifen.
Und wer gern vorweg schonmal mit auf die Runde gehen möchte, der kann das hier im Video tun und erste Eindrücke von Wollseifen und Vogelsang sammeln.
Parken Wollseifen: GoogleMaps (kostenfrei)
Wüstung Wollseifen: GoogleMaps
NS-Ordensburg Vogelsang: GoogleMaps
Gastronomie: nein
Eintritt: nein
Parken Vogelsang: gebührenpflichtig
Toiletten: bei Vogelsang IP vorhanden
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