12. März 2025

Mahnmal des Bösen - Lost Place Fortí de Illetes (Mallorca)

Im Südwesten der Baleareninsel Mallorca befindet sich noch heute ein Zeugnis aus der Franco-Zeit, welches immer mehr verfällt, obwohl es doch besser als Erinnerungsort der Gräueltaten erhalten bleiben sollte. Ein Lost Place mit dunkler Geschichte - das Forti de Illetes.

Im Jahre 1890 plante man an der Bucht nahe Palma eine Verteidigungsanlage, welche zusammen mit einer weiteren Anlage - Kap Enderrocat (welches heute ein 5-Sterne-Hotel beherbergt) - auf der anderen Seite der Bucht die Hauptstadt vor Angriffen schützen sollte. 1898 begann man dann mit dem Bau von Forti de Illetes.

Forti Illetes hingegen wurde in der Zeit der Franco-Diktatur als Gefängnis und Hinrichtungsstätte genutzt. Man kennt keine genauen Zahlen der Inhaftierten und auch die Zahlen der Hingerichteten sind Schätzungen. Aber es gibt ehemalige Häftlinge, die über die Verbrechen berichteten. Auch Bücher schildern die Abläufe von damals: 2016 erschein das Buch von Manel Suárez Salvà mit dem Titel "La Història Silenciada, Calvià i Es Capdellà, 1936"; 1990 veröffentlichte Josep Pons Bestard das Buch "Memoria de Mallorca, 1936 (El Tall del Temps, Band 3)". In den Büchern geht es unter anderem auch um die Hinrichtungen, die in Forti de Illetes stattgefunden haben. Die Männer wurden wohl am Abend aus ihren Zellen geholt und am frühen Morgen erschossen. Die Häftlinge wussten, wer abends abgeholt wird, kehrt nicht mehr zurück. Mindestens 50 Menschen wurden zwischen 1936 und 1942 hingerichtet.

Die Bauweise der Anlage ist übrigens sehr interessant. Das Gelände besteht aus mehreren Bereichen und ist etwas oberhalb der Bucht von Palma gelegen. Es ist von einem breiten Graben umgeben und auch im Inneren finden sich große Gräben, in denen nämlich die Gebäude errichtet wurden. Dadurch dass die Gebäude in den Gräben stehen, sind sie bei horizontalem Beschuss nicht zu treffen - sie könnten maximal direkt von oben angegriffen werden. Zur Verteidigung waren damals auch mehrere Kanonen stationiert, von denen man heute noch gut die Befestigungssockel erkennen kann. Es handelte sich wohl um 15cm-Geschosse.

Das ehemalige Gefangenenlager wurde nach der Franco-Zeit bis zum Jahr 1990 vom Militär weiter genutzt. Dies Nutzungszeit hat viele wichtige Spuren verwischt. Aber dennoch - die originalen Gebäude von damals stehen heute noch an Ort und Stelle. Sowohl die einst errichteten Verteidigungsanlagen sind gut zu erkennen als auch die Zellen aus der Zeit danach.



Nachdem das Militär die Anlage 1990 verlassen hatte, gab es keine weitere Nutzung und das gesamte Areal ist dem Verfall preisgegeben. Es war bis 2003 im Eigenturm einer mallorquinischen Familie, welches dann verkaufte. Die Gemeinde hätte in Vorkaufrecht gehabt, hat dieses aber nicht genutzt. Wie man liest, war wohl der damalige Bürgermeister Mitglied dieser Familie - man könnte nun vermuten, dass das ein Grund war, weshalb die Gemeinde das Areal nicht kaufte.

Dennoch fand sich ein Käufer für dieses Areal - nämlich eine deutsch-britische Investorengruppe. Geplant war, hier Luxusimmobilien zu bauen, auch von einem Thermalbad ist in einem Zeitungsartikel die Rede. Allerdings will man wohl warten, bis die Natur ihre Arbeit verrichtet, um die Ruinen dann besser abreißen zu können. Mit dem Bagger kann man nämlich nicht anrücken, da das ehemalige Forti unter Denkmalschutz steht.

Der Verein Memòria de Mallorca setzt sich seit Jahren dafür ein, dass das Gelände in einen Gedenkort gewandelt wird. Auf seiner Website schreibt der Verein, dass man Forti de Illetes als Gedenkstätte erhalten möchte. Und ähnlich wie in Deutschland sollen Schulklassen diesen Ort besuchen, um über das Grauen, welches hier geschah, zu lernen und einen Erinnerungsort zu haben.

Derzeit ist man wohl im Gespräch mit den Eigentümern, um das Forti de Illetes zurückzukaufen und hier doch noch einen Ort des Gedenkens errichten zu können. Die Kaufsumme ist allerdings wohl Knackpunkt der Gespräche und der Grund weshalb man noch nicht zur Einigung gekommen ist. Wie man liest, will die Investorengruppe einen zweistelligen Millionenbetrag haben und da ist man mit dem, was geboten wird, noch weit auseinander. Letzten Berichten zufolge erwägt die Gemeinde nun sogar eine Enteignung, um das Areal als Gedenkort herzurichten.

Und bis man sich hier einigt oder gar eine Enteignung stattgefunden hat, können tatsächlich noch einige Jahre ins Land gehen und der Verfall dessen, was doch erhaltungswürdig und mahnend erscheint, voranschreiten.

Ganz ohne Nutzung ist Forti de Illetes übrigens nicht. Wie ich bereits im Vorfeld bei Recherchen mitbekam, leben auch hier Obdachlose - sogenannte Okupas. Und tatsächlich ist dem so. Beim Besuch des Forti fand man einige mit Kette und Schloss versehene Zellen vor, wo ziemlich eindeutig jemand seinen "Wohnraum" gesichert hatte. Zum Glück war grad keiner zuhause - ich mag diese Begegnungen nicht, da man nie weiß, wie die Menschen grad drauf sind. 

Am Rand des Geländes befinden sich weitere barackenartige Gebäude. Diese waren aber so offensichtlich bewohnt, dass ich von einer Besichtigung Abstand genommen habe. Letztlich ist es ja auch irgendwie schlimm genug, dass Menschen dort wohnen müssen - ich vermute zumindest mal, dass sie dies nicht ganz freiwillig tun. Da muss man nicht noch mit der Kamera durchlaufen.

Die Zufahrtstore an den Straßen zum Forti de Illetes sind übrigens alle verschlossen. Die Trampelpfade können jedoch passiert werden. In einem Zeitungsbericht las ich auch, dass Anwohner der nicht ganz unluxeriösen Wohngegend hier oft spazieren gehen - mit Hund auf Gassirunde oder einfach um den atemberaubenden Blick über die ganze Bucht von Palma zu genießen.

Bleibt abzuwarten, wie es mit dem Areal weiter geht. Für mich war es ein spannender Besuch der spanischen Geschichte mit einem gewissen Unbehagen. Zum einen unvorstellbar, dass man hier so ein wichtiges Zeugnis der Geschichte dem Verfall überlässt, zum anderen aber auch interessant, es in diesem Zustand erkunden zu können. Zum Glück hab ich erst im Nachgang gelesen, dass in einem der Tunnel im Jahr 2010 eine Leiche gefunden wurde - ich fand den Besuch auch ohne dieses Wissen schon schaurig genug.

In meinem Film zu den Lost Places der Insel Mallorca habe ich auch das Forti de Illetes in bewegten Bildern mit drin. Schaut doch mal rein:







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